Autorin: Sabine Merfort
Moderne Unternehmen wollen und brauchen Mitarbeiter, die - neben ihrer Fachkompetenz - flexibel und innovationsbereit sind, die mit Freude ihre Stärken einbringen, die kreative Lösungen finden, die sozialkompetent sind und wertschätzend kommunizieren können.
Sie wollen Mitarbeiter, die selbstbewusst sind, die mutig ihre Ideen einbringen und sich trauen, Fehler zu machen…
Die gleichen Kompetenzen brauchen auch die Führungskräfte eines Unternehmens, damit sie authentisch als Vorbild fungieren und diese Eigenschaften vorleben können.
Moderne Unternehmen sind solche, die erkannt haben, dass es nicht nur um Zahlen und Fakten geht, sondern (auch) um Menschlichkeit. Beides geht genauer gesagt Hand in Hand. Es ist gut für das Unternehmen, wenn es den Menschen darin gut geht. Die Mitarbeitenden leisten mehr und sind weniger krank, wenn sie gemäß ihrer Stärken eingesetzt werden, wenn sie mit Freude dabei sind, wenn das Klima im Team gut ist.
Wenn das Unternehmen zu einem Ort wird, wo gerne gearbeitet wird, dann wird der Output größer, dann sinkt der Krankenstand und die Zahl der Kündigungen. Der Kontakt und die Kommunikation nach außen werden besser und ebenso die Zufriedenheit und das Feedback der Kunden.
Was hat das alles nun mit Improtheater zu tun?
Beim Improtheater braucht man all die oben genannten Eigenschaften und Fähigkeiten ebenfalls.
Wenn man ohne Textbuch, ohne Plan auf die Bühne geht und spannende, berührende, lustige Szenen spielen will, die das Publikum auf vielfältige Weise erreichen, dann braucht es eine große Flexibilität und Kreativität, ein großes Offen sein den Mitspielern, den eigenen und fremden Ideen gegenüber, einen gelassenen Umgang mit „Fehlern“ und ein sehr gut funktionierendes Teamplaying.
Es braucht auch Mut zum Risiko, da man sich immer wieder in Situationen (Szenen) begibt, die nicht voraussehbar sind. Man lässt sich auf das Ungewisse ein, mit einer großen Portion Zuversicht und Vertrauen, dass etwas (Gutes) dabei herauskommt.
Natürlich klappt das nicht immer. Es passieren immer wieder „Fehler“ dabei: Die Geschichte hat keinen roten Faden, ein Spieler ist unaufmerksam oder blockiert das Angebot vom Mitspieler oder, oder, oder…
Mit diesem „Scheitern“ umzugehen, egal ob es das eigene, das eines Mitspielers oder das der ganzen Gruppe ist, das kann man dabei wunderbar lernen. Zu merken, dass Fehler unweigerlich dazu gehören, sie wahrzunehmen, ihnen jedoch nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig zu schenken, sondern sie als Chance auf Verbesserung zu begreifen, das ist es, was man mit Impro sehr gut üben kann. Das Stichwort hierzu, dass immer wieder daran erinnert, heißt „heiter scheitern“.
Wir sehen also, dass es eine große Parallele gibt zwischen den Eigenschaften und Fähigkeiten, die sich Unternehmen von ihren Mitarbeitenden wünschen und denen, die Improtheater-Spieler auf der Bühne brauchen.
Die Bühne des Theaters braucht also quasi das Gleiche wie die Bühne des Lebens.
Und mit den Übungen und Methoden aus dem Theaterkontext lassen sich diese Qualitäten auf sehr spielerische Weise trainieren.
Sie ermöglichen das Wahrnehmen eigener Denk- und Verhaltensweisen, das Reflektieren derselben und das Ausprobieren von Neuem, von Veränderung.
Das Charakteristische an dieser Art des Trainings ist, dass es mit sehr viel Leichtigkeit und Spaß funktioniert und nicht zuletzt dadurch eine hohe Effektivität hat.
Denn wie die Hirnforschung schon lange weiß, lernt es sich sehr viel besser, wenn mit Freude gelernt wird. Und nicht nur über den Verstand, sondern handelnd, fühlend, Spaß habend.
Bei der Übertragung der Impro-Übungen auf den Business-Kontext rückt der Theater-Aspekt mehr oder weniger in den Hintergrund und es handelt sich mehr um angewandte Improvisation.
Hierbei sind für die Trainings verschiedene Schwerpunkte möglich, wie z.B.
• Teambuilding,
• Flexibilität, Kreativität, Innovationsbereitschaft
• Change Management
• Auftritt und Präsenz.
Impro hat das Potential, Unternehmen zu verwandeln; indem es die Menschen darin verwandelt; einzeln und gleichzeitig in Gemeinschaft; mit einer Leichtigkeit und Freude, die viele Menschen gut gebrauchen können.
Sabine Merfort
Juni 2019
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